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Was ist ein Virus ?
Ein Virus ist ein Mikroorganismus, der auf Träger von Genmaterial der lebenden Wirtszellen angewiesen ist und diese zur eigenen Vermehrung benutzt (Infektion, Replikation). Nach einer bestimmten Zeit wirkt sich die Aktivität des Virus schädlich auf das Zellsystem des Wirtes aus und die Krankheit bricht aus.
Ein Computervirus ist eine Befehlsfolge, deren Ausführung, einen Speicherbereich verändert, in dem es eine Kopie von sich in diesen Speicherbereich hineinkopiert (Infektion, Replikation). Der Speicherbereich kann eine ausführbare Datei oder ein Programm auf Diskette, Festplatte etc. oder im RAM sein.
Trojanischen Pferde (Trojaner) können sich im Gegensatz zu Viren und Würmern nicht replizieren. Es sind Programme, die nützlich aussehen, aber tatsächlich gefährlich sind (z.B Formatieren der HD, Veränderung der FAT).
Logische Bomben sind spezielle Varianten der Trojaner, die ihr zerstörerisches Werk erst dann beginnen, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist (z.B Datum, 100.Aufruf eines Programms etc.). Auch bestimmte Viren können auf die Erfüllung derartiger Bedingungen warten und somit als logische Bomben wirken.
Würmer sind Programme, welche sich in Netzwerken replizieren und durch Prozeßgabelung Rechenzeit abzweigen.
Welche Virenarten gibt es ?
- Bootsektor und Partition Table Viren
- Viren ersterer Art verwenden den DOS-Bootsektor als Wirt. Er ist der erste logische Sektor auf einer Diskette oder Festplatte (bzw. jeder Partititon) und enthält ein kurzes Programm, anhand dessen das Betriebssystem geladen werden kann. Viren, die den ersten physikalischen Sektor (Master Boot Record, MBR, Partition Table), verändern.
Beispiele: Michelangelo, Pakistani Brain, Stoned
- Companion Viren
- Companion Viren infizieren Wirtsprogramme indirekt, in dem sie eine eigenständige Datei erzeugen (z.B gleichnamige com-Datei), die dann vor dem Programmstart den Virus und erst dann das Programm aufruft. Die Detektion dieser Viren ist z.B für Prüfsummenprogramme schwierig, da das Originalprogramm (Wirt) unangetastet bleibt !
Beispiele: Little Brother
- File oder Link Viren
- Viren dieses Typus sind am häufigsten und infizieren ausführbare Dateien (com, exe). Die sogenannten Overwrite-Viren überschreiben ihre Opfer, so daß das Programm nicht mehr lauffähig ist. Append Viren hängen sich an ihre Wirtsprogramme und vergrößern so die Dateilänge des Programms (was der Benutzer i.A. aber nicht bemerkt). Das Programm wird zumeist so verändert, daß zuerst der Virus und danach das Programm ausgeführt wird. Desweiteren gibt es noch die sogenannten Slack Area Viren, die ihren Code in den Bereich hinter das Programm kopieren (Slack Area). Bei einer Sektorgröße von z.B 2048 Bytes benötigt ein 2049 Bytes langes Programm 2 Sektoren, wobei das letzte Byte in den zweiten Sektor geschrieben wird. Die restlichen 2047 Bytes sind Slack Area.
Beispiele: Jerusalem, Yankee Doodle, Vienna
- Filesystem Viren
- Ein derartiger Viren nistet sich beim ersten Aufruf getarnt als TSR des Betriebssystem resident in den Speicher ein und schreibet sich auf eine freie Stelle auf der Festplatte. Beim Aufruf ausführbarer Dateien verschlüsselt er deren Einträge in der FAT in einer virtuellen FAT, wobei der Originaleintrag auf den Virus gelinkt wird. Ruft der Benutzer nun ein Programm auf, so wird zuerst der Virus aufgerufen. Dieser startet dann anhand seiner virtuellen FAT das gewünschte Programm. Der Virus befindet sich nun im Speicher und kann sogar bei bloßen Lesezugriffen nicht schreibgeschützte Disketten infizieren.
- Makro Viren
- Eine relativ neue Art der Viren die sich in Word-Makros kopieren und bei deren Ausführung ihr zerstörerisches Werk beginnen
- Multipartite Viren
- Viren, die mehrere Techniken ausnutzen werden multipartit genannt. So befallen einige dieser Viren sowohl den MBR (Bootsektor Virus) als auch exe-Files (File Virus)
Beispiel: Tequila
- Selbstverschlüsselnde oder mutierende Viren
- Viren dieser Kategorie verändern ihren virulenten Teil bei jeder Kopie so, daß der Virus lauffähig bleibt, die Kopie jedoch eine andere Zusammensetzung hat und somit kein charakteristischer Virenstring von herkömmlichen Virenscannern gefunden wird. Kompliziert wird die Suche durch die sogenannte MtE (Mutation Engine), welche ein Virenprogrammierer in seinen Code einbinden kann und die bei einer Kopie nicht nur den Virus mit Billionen von Varianten verschlüsseln kann, sodern auch die Instruktionen innerhalb des Entschlüsselungsmechanismus verändert.
Beispiele: Dedicated, Fear, Pogue, Coffee Shop
- Stealth Viren
- Ein Stealth Virus registriert Zugriffe auf eine von ihm befallene Datei und täuscht dem zugreifenden Programm eine nicht infizierte Datei (oder Bootsektor) vor. Diese Viren sind sehr gefährlich, da Virenscanner sie zumeist nur erkennen, wenn sie sich im Speicher befinden !
Wie erkenne ich einen Virus ?
- Langsamere Verarbeitung
- Die Rechenleistung des Rechners nimmt plötzlich spürbar ab
- Ungewöhnliche Zugriffe
- Anwendungsprogramme greifen ungewöhnlich häufig oder aus unersichtlichen Gründen auf Festplatte oder Diskette zu
- Längere Programm-Ladezeiten
- Zumeist bei com-Datei Infizierung (schwer bemerkbar)
- Plötzlicher Hauptspeichermangel
- Geladene Programme passen nicht mehr in den Hauptspeicher
- Programmvergrößerung
- Programmdateien werden verlängert und der Speicherplatz auf den Datenträgern wird geringer
- Probleme mit speicherresidenter Software
- TSR-Programme bereiten plötzlich Probleme, ohne daß neue Programme installiert wurden
- Programmfehler
- Programme melden plötzlich unbekannte oder unerwartete Fehlermeldungen und/oder Stürzen beim Programmstart ab.
- Änderung des VOLUME LABEL
- Der Datenträgerkennsatz wurde ohne erkennbaren Grund geändert.
- Datei Manipulation
- Datendateien wurden gezielt verändert oder durch unlesbare Informationen verlängert.
- Defekte Sektoren
- Die Zahl der als physikalisch unbrauchbar markierten Sektoren nimmt zu
Wie kann ich mich gegen Viren schützen ?
- Mindestens zwei Virenscanner verschiedener Firmen auf in lauffähiger Version (nicht als Archiv) auf Diskette kopieren. Anschließend Schreibschutz der Disketten aktivieren ! Virenscanner zusätzlich auch auf Festplatte installieren.
- Notfalldiskette erstellen. Diese muß das Betriebssystem enthalten. Sinnvoll sind auch einige Utility-Programme (z.B scandisk, defrag, fdisk etc.)
- Sofern genügend RAM-Speicher vorhanden ist, ein virtuelles Laufwerk einrichten (z.B ramdrive)
- Speicherresidentes (TSR) Anti-Virus Programm installieren (z.B vshield)
- Disketten, mit denen auf fremden Rechnern gearbeitet wurde vor Gebrauch auf Viren überprüfen. Enthalten die Disketten Archive (arj, lzh, rar, zip etc.), diese auf das virtuelle Laufwerk kopieren, auspacken und auf Viren überprüfen.
- Zusätzlich je nach Nutzung die Festplatte auf Viren überprüfen (z.B alle 14 Tage)
- Virenscanner häufig aktualisieren (z.B alle 3 Monate)
- In geeigneten Abständen Sicherung wichtiger Daten vornehmen (Backup), Sicherungskopien der verwendeten Programme und Originalsoftware erstellen.
- Programmdateien können auch durch Verschlüsselung geschützt werden. Wenn ein Virus nach bestimmten Kennzeichen in einem Programm such, wird er durch die Verschlüsselung nicht fündig, falls er die verschlüsselte Datei infiziert, wird er beim Entschlüsseln zerstört.
Was ist zu tun, wenn ein Virus gefunden wurde ?
Die folgenden Tips sind eine Erste Hilfe, wenn auf einer Festplatte Viren gefunden wurden. Bevor die Festplatte neu formatiert wird und dadurch mehr Schaden entsteht, als durch den Virus, sollten folgende Punkte ausgeführt werden:
- Ruhe bewahren ! Nicht jeder gemeldete Virus ist auch tatsächlich ein Virus.
- Befallene Datei mit vollem Pfadnamen notieren, auf Diskette kopieren (Beweismaterial !) und Diskette mit Warnhinweis versehen (z.B Virus !).
- Computer ausschalten.
- System mit eingelegter, schreibgeschützter Notfalldiskette oder Original-Betriebssystem Diskette starten.
- Wichtige Daten sichern (Disketten kennzeichnen: z.B Virus-verdächtig).
- Bekannte, mit denen in letzter Zeit Daten ausgetauscht wurden benachrichtigen !
- Festplatte mit Virenscanner von schreibgeschützter Diskette auf Viren überprüfen. Falls mit Virenscanner möglich, befallene Datei desinfizieren oder besser löschen. Festplatte nochmals von schreibgeschützter Diskette scannen.
- Falls der Virus immer noch vorhanden ist, Fachmann befragen.
Weitere Literatur:
Textfiles gängiger Antivirenscanner
FAQ der FidoNet-Area VIRUS.GER, Malte Eppert, Martin Rösler
K.Jamin Computerviren - Merkmale und Gegenmittel (Rohwohlt, 1992 - ISBN 3-499-19215-2)
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